Spiele, die uns in Erinnerung geblieben sind:

15.05.2011 Alemannia Aachen - DSC 1:1

Abschied Part II: Das Auswärtsspiel in Aachen war eines dieser Spiele, zu dem beinahe jeder fährt, der irgendwann einmal mehr oder weniger eng mit dem Verein und seiner Fanszene verbunden war beziehungsweise ist. Auch wenn der Grund an diesem Tag leider ein trauriger sein sollte: Das letzte Spiel in Liga 2 auf nicht absehbare Zeit. Dem Anlass entsprechend hing im Gästeblock auch „Blue Army“-Fahne unserer (Alt-) Hools. Leider gab es zunächst jedoch kleinere Unstimmigkeiten wegen der Wahl der Fahnenplätze. Einige wenige (!) Herrschaften, die normalerweise nicht im Stadion anzutreffen sind, waren der Ansicht, dass die Wertigkeit einer Zaunfahne im wahrsten Sinne des Wortes über das Faustrecht bestimmt wird. Entsprechend respektlos wurde daher eine Fahne behandelt, die seit vielen, vielen Jahren bei jedem Spiel des DSC hängt. Zum Glück ließ sich das Ganze schnell klären, denn erfreulicherweise pflegen die meisten Bielefelder, unabhängig von Generation und Ausrichtung, ein respektvolles Miteinander. Die 600 mitgereisten Arminen verabschiedeten sich mit einem großen Knall von der Zweitligabühne. Bei insgesamt guter Lautstärke wurde mittels Pyrotechnik ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Es blinkte und rauchte gewaltig. Von außen insgesamt ein schönes Bild. Allerdings wurde selbst den Pyro-Befürwortern die Gefahr deutlich, die der Einsatz von Fackeln und Blinkern auf dem Boden mit sich bringt. Angesichts der sich entwickelnden Hitze und der zum Teil unkontrolliert durch den Block gekickten Blinker, geriet der eine oder andere verständlicherweise sichtlich in Panik. Ein verantwortungsvoller Umgang im Sinne der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren“ sollte selbstverpflichtend sein und von den führenden Gruppen entsprechend durchgesetzt werden. Die in der Hand gehaltenen Fackeln waren die deutlich sicherere Variante. Nach den 90 Minuten wurden noch einmal das „Bielefeld braucht Arminia“-Spruchband präsentiert und einige Arminia-Klassiker intoniert. Dies alles mit der quälenden Ungewissheit darüber, ob und wie es weitergehen würde mit dem DSC Arminia Bielefeld.

08.05.2011 DSC - Karlsruher SC 2:1

Abschied Part I: Der Abstieg aus Liga 2 stand zwar lange fest und so hatte jeder viel Zeit, sich auf diesen Tag vorzubereiten. Dennoch machte sich ein komisches und bedrückendes Gefühl in der Magengrube breit, als die Saison sich dann tatsächlich dem Ende neigte. Die Fanszene hatte den Entschluss gefasst, sich noch einmal aufzuraffen und sich selbst und den Verein würdig zu verabschieden. Nach der Gründung der 3. Liga genießt diese zwar offiziell den Status einer Profiliga. Aber wenn wir ehrlich sind, kam dieser Abstieg gefühlt einem Abschied aus dem Profifußball gleich. Seitdem der DSC in der Saison 1994/95 aus der damaligen Regionalliga West-Südwest aufgestiegen war, spielte der Verein durchgängig in den oberen beiden Spielklassen. Dieser Abstieg bedeutete dementsprechend eine Zäsur. Vor diesem Hintergrund übernahm die ’Lokal Crew’ die Planung für eine großangelegte Choreografie. Diese sollte auf die bewegte Geschichte des Vereins verweisen und zugleich die Hoffnung auf bessere Zeiten nähren. Unter dem Motto „…auf und nieder immer wieder“ (besagter Slogan wurde auf einem Spruchband am Dach der Südtribüne herabgelassen), wurde eine riesige Blockfahne präsentiert, auf der die Jahrhundertmannschaft des DSC abgebildet war. Im Hintergrund waren unsere geliebte Alm und die im Laufe der Clubgeschichte prägenden Vereins-Logos zu sehen. Links und rechts neben der Blockfahne sorgten Folienbahnen und Schwenker für ein rundum gelungenes Bild. Wir hatten uns angesichts der besonderen Situation noch einmal aktiv an den Vorbereitungen beteiligt und konnten stolz sein, zumindest ein klein wenig zum Gelingen der Aktion beigetragen zu haben. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war ursprünglich der Einsatz von etwas Pyrotechnik geplant. Genauer gesagt, hätten wir gerne einige Fackeln im Innenraum vor der Südtribüne gezündet. Zusammen mit der ’LC’ erarbeiteten wir daher ein ausführliches Konzept, das sowohl dem Verein als auch dem Ordnungsamt, der Polizei und der Feuerwehr vorgestellt wurde. Trotz der Unterstützung durch die Faninstitutionen Fan-Projekt und ’Arminia Supporters Club’ wurde unser Antrag abgelehnt. Eine herbe Enttäuschung, da wir von unserem Konzept mehr als überzeugt waren und gute Chancen sahen, die Sache unter Berücksichtigung der Sorgen und Ansprüche aller Beteiligten durchzuführen. Der Stadionbesuch an diesem Tag entwickelte sich dennoch zu einem einprägenden Erlebnis. Zusätzlich zur Choreo widmeten wir ’BOYS’ dem scheidenden Dennis Eilhoff eine Dankesbotschaft. Nach vielen Jahren, in denen Eilhoff dem Verein die Treue hielt, stand nun sein Abschied fest. Ein Abschied, den er sich nicht leicht gemacht hatte und der entsprechend emotional ausfiel. Zum Teil nahm die Atmosphäre auf den Tribünen jedoch recht skurrile bis vollkommen unangebrachte Ausmaße an. Die LaOla oder die ständigen „Oh wie ist das schön“-Gesänge waren beispielsweise genauso deplatziert, wie das frenetische Abfeiern der Mannschaft nach Abpfiff. Hieran wurde einmal mehr deutlich, wie wenig manche Stadionbesucher reflektieren. Vielen geht es ganz offensichtlich vor allem um das alkoholgeschwängerte Party-Erlebnis. In Block 1 lag der Fokus dagegen darauf zu zeigen, dass wir unserem Verein auch weiterhin die Treue halten. Die aktive Fanszene hat sich jedenfalls mehr als würdig verabschiedet und dem Ereignis den passenden Rahmen verliehen.

06.02.2011 FC Ingolstadt - DSC 2:1

Selbst die optimistischsten Arminen hatten nach dem schlechten Start in die Rückrunde den Glauben an den Klassenerhalt mittlerweile aufgegeben. Mit acht Punkten auf der Habenseite und elf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz machten sich 380 Arminen dennoch auf den Weg nach Oberbayern. Ein kleines Fitzelchen Hoffnung bestand zumindest rechnerisch schließlich immer noch. Das Spiel in Ingolstadt sollte allerdings, da waren sich eigentlich alle einig, die letzte Chance sein, um tatsächlich noch die Wende einzuleiten. Wir traten die Fahrt in gewohnter Runde mit der ’Lokal Crew’ im Bus an. Trikotsponsor ’Schüco’ subventionierte einige weitere Busse. Ein Angebot, das die erwartet unerträgliche Suff-Klientel anzog und von der aktiven Szene logischerweise nicht im Ansatz in Betracht gezogen wurde. Die mitgereisten Ostwestfalen gaben alles, um Arminia lautstark zu unterstützen. Die Mannschaft hingegen enttäuschte erneut. Und zwar auf ganzer Linie. Heute mussten wir uns endgültig eingestehen, dass diese Spieler nicht ansatzweise verstanden hatten, worum es geht: Um die Existenz des Vereins. Dieser Auftritt hatte mit einem Aufbäumen im Abstiegskampf rein gar zu tun. Spätestens jetzt war klar, dass Arminia die Rückrunde nicht „rocken“ würde (wie es der damalige Verwaltungsratschef Geilhaupt vollmundig prognostiziert hatte). Die Mehrheit der zum Teil mit vielen Vorschusslorbeeren ausgestatteten Winterneuzugänge konnte das Format des „Hochkaräters“ (wie es der damalige Geschäftsführer Schnitzmeier großspurig angekündigt hatte) nicht erfüllen. Nein, diese Spieler sollten nicht „zu Helden werden“ (wie es ein realitätsfernes Werbeplakat des Vereins hoffnungsvoll verkündete). Während der zweiten Halbzeit machte sich im Gästeblock eine immer größer werdende Wut auf die eigene Mannschaft breit. Das Fass endgültig zum Überlaufen brachte die per Videoleinwand übertragene Pressekonferenz nach dem Spiel. Zunächst ungläubig, dann voller Zorn wurden wir Zeuge, wie Trainer Lienen der Mannschaft attestierte, Einsatz und Engagement hätten gestimmt. Grund genug, die Spieler sowie die sportliche Leitung am Mannschaftsbus zur Rede zu stellen. Die Spieler verschwanden sofort in den Bus. Nur Ewald Lienen und Ralf Schnitzmeier stellten sich. Lienen versuchte weiterhin unbeirrt die Leistung der Spieler schön zu reden. Das traurige Schauspiel erreichte seinen Höhepunkt, als ein dünnhäutiger und alles andere als volksnaher Lienen sich ausgerechnet den Spenger herauspickte und anfauchte: „Hör mal zu mein Freund, ich bin mehr Armine als du!“ Klassischer Fall von „Wenn ich nicht weiß, wen ich vor mir habe …“. Immerhin ließ sich Lienen im Nachgang offenbar aufklären, dass er mit dieser Aussage in ein ziemliches Fettnäpfchen getreten ist. Es folgte eine persönliche Entschuldigung. Aufgrund der Ereignisse des Spieltages entschieden sich die ’Lokal Crew’ und ’Boys’ auf der Rückreise einstimmig dazu, die Unterstützung für die nächsten Spieltage einzustellen. Diese Mannschaft hatte jeglichen Kredit verspielt.

19.02.2010 DSC - MSV Duisburg 1:2

Ein Heimspiel, das sinnbildlich für diese Spielzeit stand. Die Zahl der Hiobsbotschaften rund um den DSC Arminia nahm nicht ab. Und angesichts der Tatsache, dass die Details zu der finanziellen Schieflage des Clubs nur sehr zögerlich ans Tageslicht gelangten, war innerhalb der Fanszene ein stetig wachsendes Misstrauen gegenüber den Vereinsoffiziellen zu beobachten. Teilweise wurden Informationen sicherlich bewusst zurückgehalten. Teilweise drängte sich jedoch zusätzlich der Eindruck auf, dass vor dem Hintergrund komplizierter rechtlicher Strukturen (e.V./ KGaA) selbst die Verantwortlichen teilweise den Überblick über das große Ganze des Zahlenwerks verloren hatten. Darüber hinaus wurde man von offizieller Seite nicht müde, den mangelnden Zuschauerzuspruch in Bielefeld zu beklagen. Es hat durchaus eine gewisse Komik, wie die hohen Herren des Fußballs an dem Gebilde verzweifeln, das sie selbst (mit-) gestaltet haben. Der moderne Fußballkonsument sucht beim Fußball eben lediglich Unterhaltung. Sofern sich diese Zuschauergruppe eines Tages nicht mehr ausreichend bespaßt fühlt, so bleibt sie dem Stadion ganz einfach fern. Arminia Bielefeld hatte in den zurückliegenden Jahren der Bundesligazugehörigkeit einiges getan, um ein Fußballpublikum dieser Prägung anzulocken und interessengerecht zu bedienen. Genau diese „Fans“ sollten mit sinnlosen Werbemaßnahmen von selbsternannten Marketingexperten für das „Erlebnis Schüco Arena“ begeistert werden. Realistisch gesehen, kann sich heutzutage wohl auch kein Bundesligaverein dieser Entwicklung entziehen. Und oft genug geht die Rechung auf. Ebenso für den DSC Arminia. Zumindest so lange der Verein mit Bundesligafußball werben konnte. Bereits mit dem Gang in die Zweitklassigkeit brach jedoch ein erster Teil besagten Publikums weg. Und spätestens seit dem selbst in Liga 2 der sportliche Erfolg auszubleiben schien, drehten viele Eventzuschauer dem Verein schneller den Rücken zu als Dirk Hindrichs ‚persönlich haftender Gesellschafter’ sagen kann. In Momenten wie diesen reagieren Fußballvereine stets mit dem gleichen Reflex: Sie gehen auf den harten Kern der Fanszene zu. Eigentlich tun sie folglich genau das, was wir uns so oft wünschen: Sie würdigen die Fanszene als wichtigen Teil des Vereins. Einerseits ein schönes Gefühl. Andererseits geschieht dies leider zumeist immer nur dann, wenn ein Verein eine Krise durchlebt. Wir erinnern uns: Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden die Interessen der Fanszene noch mit Füßen getreten – sinnbildlich hierfür steht die über den Kopf der Fans und Mitglieder hinweg durchgeführte Änderung des Vereinslogos. Urplötzlich aber erinnerte man sich scheinbar daran, dass es so etwas wie eine (aktive) Fanszene gibt. An wen sollten sich die Macher des DSC in der aktuellen Situation auch sonst wenden? Das Publikum, das sich zu Bundesligazeiten noch so gerne mit dem In-Produkt ARMiNiA geschmückt hat, war schon lange verschwunden. Folglich musste die letzten Getreuen hinter sich versammelt werden. Es war wieder einmal Zeit für die „Wir sind doch alle eine große Familie und müssen jetzt zusammenhalten“ - Stimmung. Aber so einfach wurde es den Verantwortlichen dieses Mal nicht gemacht. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wir stehen zu unserem Verein! Aber in welcher Form dies geschieht, das bestimmen wir immer noch selbst.
Und sonst? Achja. Arminia gegen Duisburg. Endergebnis: 1:2. Dass ausgerechnet ein Eigentor die Heimniederlage gegen den MSV besiegeln sollte, passte nicht nur zum Spiel, sondern vor allem auch zu dem Gesamterscheinungsbild, das der Verein derzeit abgab.

16.-21.12.2007: China-Reise des DSC Arminia

Aufgrund der Tatsache, dass eine solche Reise in Verbindung mit dem DSC Arminia wohl einmalig bleiben wird, haben wir uns entschieden, euch den (fast) kompletten Bericht, wie er im "Mit Schirm, Charme & Melone Nr. 3" abgedruckt worden ist, auch an dieser Stelle zu präsentieren.

Tag 1:
Schon im Sommertrainingslager ging das Gerücht um, die im seit Juli 2005 bestehenden Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Erstligisten FC Wuhan enthaltene Klausel über einen Freundschaftsspielbesuch der DSC-Profis könnte im Winter umgesetzt werden. Als dann auch noch die DFL ihre Bereitschaft erklärte, die Reise finanziell zu unterstützen, um das Interesse an der „Erschließung des Chinesischen Marktes zu manifestieren“, entschieden sich die Arminia-Offiziellen zum „Go“ für die Reise. Und seitens der Fanszene erfuhr die Tour eine zwar verhaltene, aber dennoch nicht geringe Resonanz.
Nur 15 Stunden nach Abpfiff des Heimspiels gegen den VfB Stuttgart trafen sich Offizielle, Pressevertreter und 24 Fans sonntagmorgens am Almparkplatz, um die 9000 Kilometer lange Reise in chinesische Wuhan anzutreten. Unter Letztgenannteren waren vier „Neckermänner“ (soll heißen „Touristen“), sechs Fanclublose, zwei LC´ler, zwei Freshmaker, zwei Vertreter von „Fantastic Blue“, sechs „BOYS“ und jeweils ein Abgesandter von den „Blauen von der Alm“ sowie der „Blue Army“. Gemeinsam ging es zunächst per Bus zum Frankfurter Flughafen, wo sich die Reisegruppe insofern splittete, dass wir den Flieger nach Shanghai nahmen (Abflug 14.40 Uhr) und sich die Offiziellen der (schon anwesenden) Mannschaft anschlossen, um über Peking gen Wuhan aufzubrechen. Da kaum einer der Mitreisenden schonmal einen solchen Langstreckenflug hinter sich gebracht hatte, unterschätzten wir die zehneinhalb Stunden in der Sardinenbüchse von „China Eastern“, und nach dem frühzeitig servierten Essen machte sich soetwas wie Langeweile breit, die nur von den wenigen „Durchmachern“ (am Abend zuvor war die Weihnachtsfeier von Dachverband und Fanprojekt zelebriert worden) zum Schlafen genutzt wurde. Der Rest machte sich daran, die Reserven der Bordküche auf ein Minimum zu reduzieren, um zumindest zu späterer Stunde ein wenig Schlafenszeit realisieren zu können. Folge: Bereits über Prag waren sämtliche Vorräte des Fliegers aufgebracht. Gesund ist anders.

Tag 2:
Um 8.15 Uhr Ortszeit (sieben Stunden sind uns die Chinesen voraus) setzte der Flieger in Shanghai auf, wo die „Nicht-Neckermann-Truppe“ gleich die Flughafen-Gastronomie in Beschlag nahm. Das Bier zu 25 „Dingern“, soll heißen 2,50 Euro ... wenn man diesen Preis aber auf das Durchschnittseinkommen umrechnet, würde das in etwa 20 Euro ergeben. Ergo: Nach unserem Kurzbesuch konnten die (Zitat) „Uschis“ den Laden wohl für den Rest des Monats dichtmachen; nicht aber ohne zuvor von Bäcker mit Weihnachtsmützen ausgestattet zu werden, zwecks fotografischer Verewigung unsererseits. Wir waren angekommen und hatten Spaß! Zwei Stunden später wurde der „Rosinenbomber“ gen Wuhan bestiegen, nochmal etwa eineinhalb Stunden Flug, erneut Reis „zu Mittach“ und ein wenig Schlaf. Dann endlich die Ankunft in Wuhan, bis dato waren wir also etwa 22 Stunden unterwegs, bevor uns die mittelgroße chinesische Stadt mit ihren acht Millionen Einwohnern (davon vier Millionen im Kern) in Empfang nahm. Während sich der Rest der Reisegruppe mit ihrem Führer „Gung“ aufmachte, um zunächst zu essen, dann die gelbe Kranichpagode zu besichtigen und letztlich endlich ins Hotel zu fahren, wartete ich noch auf die eine Stunde später ankommende Mannschaft, um dies für die Nachwelt (und in diesem Fall auch die Daheimgebliebenen) festzuhalten. Bereits wenige Minuten später trafen die ersten Offiziellen des FC Wuhan sowie zahlreiche Fans und Pressevertreter ein, um unserem DSC einen mehr oder weniger obskuren Empfang zu bieten. Mannschaft und Anhang sahen bei ihrer Ankunft nicht wirklich frischer aus als wir, und nach dem wirklich netten ersten Aufeinandertreffen mit den Chinesen ging es sofort per Bus ins Mannschaftshotel ... begleitet von einer Polizeieskorte, wodurch freie Fahrt gewährleistet war. Während unsere Reisetruppe nun langsam ihr etwa vier Kilometer entferntes Hotel ansteuerte, begann im Spielerhotel der offizielle Teil der Reise. Zunächst gab es ein informelles Gespräch mit dem Bürgermeister, worauf eine (gut besuchte) Pressekonferenz folgte, bei der beide Vereine den Vertrag um weitere zwei Jahre verlängerten. Danach ging es für uns schnellstens wieder ins "Fan-Hotel", wo die ersten schon wieder auf dem Weg gen Stadt waren, um dem Nachtleben zu fröhnen. Angeblich sollen hier zu späterer Stunde auch Spieler eines deutschen Bundesligisten angetroffen worden sein ....... !

Tag 3:
Als sich manch einer nochmal umdrehte, um die Strapazen der Anreise zumindest ein wenig zu kompensieren, trieben sich andere unter der Führung unseres Spengers am Stadion herum, um dort nicht nur Fotos (im Hellen) zu machen, sondern auch den Fanshop leer zu räumen. Mit Trikots, Pins, Spielplakaten, Schals etc. rückten sie dann in unserem Hotel an, um später mit der „Grupo Venghaus“ noch einige touristische Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen, während die Mannschaft sich nach dem gemeinsamen Mittagessen mit den Fans (in unserem Hotel) noch ein paar Stunden bettete, um zum abendlichen Testspiel ausgeruht zu sein.

18.12.07, Freundschaftsspiel: Wuhan F.C. - DSC 0:3 (Zuschauer: 7.000/Gäste: 25)
Frühzeitig kamen wir am Stadion an, wo uns ein eigener Block zugeteilt wurde, und nach und nach doch recht viele Zuschauer kommen sollten. Problem: Es gab kein Bier. Also verließen einige das Stadion recht schnell und wollten fix zum nächsten Kiosk. Fix? Der Kiosk lag auf der anderen Seite der sechsspurigen Hauptstraße. Und eine Ampel war weit und breit nicht in Sicht. Für Europäer ein, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftiger Zustand, der nur unter großem persönlichem Einsatz bewältigt werden konnte. Nun denn, irgendwie wurde auch dieses Hinderniss überwunden und alle waren glücklich zurück an der Mutterbrust. Auf heimischer Seite gab es mehrere Fanblöcke, in einem brannte zu Beginn sogar eine Fackel, während die Bielefelder Reisegruppe mehrfach versuchte, sich akustisch bemerkbar zu machen, was ihr auch gelang. Hier spielt man ja auch nicht alle Tage. Das Drumherum gestaltete sich wie bei einem Länderspiel, nur an der Ankündigung unserer Nationalhymne müssen sie noch arbeiten: „And now the anthem of the German Democratic Republic“ ... ok, ist zwar immer noch Ostblock, aber, dass die DDR nicht die BRD vereinnahmt hat, müsste auch hier angekommen sein. Zur Halbzeit kamen dann die ersten Wuhan-Anhänger in den Bielefelder Block, um dort gemeinsam zu feiern und vor allem Fotos zu machen. Auch die etwas „pornomäßigen“ Umhänge und Perücken der orangenen WFC-Fans fanden sich alsbald an und auf den Körpern einiger Bielefelder wieder, womit die Veranstaltung einen gewissen Freistil-Charakter annahm. Wie gut, dass die Arminen nicht das Angebot der deutschsprachigen Offiziellen des FC Wuhan annahmen, noch vor Anpfiff auf die Haupttribüne zu wechseln. Stehplatz ist doch selbst in China eindeutig vorzuziehen. Die Mannschaft bedankte sich nach dem Sieg noch ordentlich am Block, wenngleich sich alle Beteiligten schon eine Stunde später in einem Restaurant wiedersehen sollten, wo beide Teams und unsere „Grupo“ gemeinsam zu Abend aßen.
„Irgendwie alles zu clean“ dachten wir uns, und so steuerten die meisten nach dem offiziellen Teil erneut das heimische Nachtleben an, um auch wirklich etwas „von China“ und nicht nur die Fassade als Eindruck mit nach Hause zu nehmen. Der Ausflug in eine Art Disko (westliche Preise, also eher junges Oberschichtpublikum) nahm zunächst sehr lustige Züge an, scheinen die chinesische Damen doch auf „den Bierbauch“ als Statussymbol zu stehen. Und da bei dem ein oder anderen der jahrelange Konsum schon Wirkung zeigt, waren die weiblichen Besucher „hin und weg“. Allerdings deutete sich, trotz der Sprachbarriere, schon bald soetwas wie Ärger an, da manch ein Einheimischer wohl nicht mit dem Alkohol klar zu kommen schien. Wir hielten uns alle sehr zurück, als dann aber einer der Gäste beim Verlassen der Lokalität seine ihn beruhigende Freundin ins Gesicht schlug, hätte es beinahe eine Hinrichtung gegeben. Beim Besuch anderer Länder muss man sich sicherlich zum Teil auf die dort herrschenden Sitten und Gebräuche einstellen, aber soetwas ist nicht zu akzeptieren ... nirgends auf der Welt. Der Prügelspezi realisierte dann aber gerade noch rechtzeitig, dass es Zeit war zu gehen. Hätte uns der Respekt vor den hier herrschenden möglichen polizeilichen Maßnahmen nicht eingeschüchtert, würde der an Misogynie leidende Bewohner der Volksrepublik wohl noch heute an den „Besuch aus Bielefeld“ zurückdenken. Die letzte Lokalität des Abends (ein paar Meter entfernt vom Hotel) war dann auch wirklich das letzte, weshalb zumindest ein Teil es vorzog, aufgrund der morgigen Weiterreise nach Shanghai das Bett aufzusuchen.

Tag 4:
Sehr sehr früh klingelte der Wecker, ging unser Flieger nach Shanghai doch schon um halb zehn. Gemeinsam mit Mannschaft, Presse und Offiziellen quetschten wir uns in die „China Eastern“ Büchse – wäre dieser Flug abgestürzt, hätten auch die Daheimgebliebenen ein Problem gehabt (ähnlich wie Manchester United im Jahre 1958). Doch alles ging gut, und so konnten alle Beteiligten alsbald zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Transrapid (431 Stundenkilometer) reisen. Ein netter Nebeneffekt der Reise. Den anschließenden „Kofferbattle“ entschied Robert gegen Lippe eindeutig für sich und eine gute Busstunde später erreichten wir unser Hotel mitten im (Einkaufs-) Zentrum dieser R-I-E-S-E-N-stadt. Eine Bemerkung unseres (neuen) Reiseführers fasste das, was wir in den nächsten Tagen erleben sollten, sehr gut zusammen: „Copyright wird hier als das Recht zu Kopieren verstanden“. Und selbst der riesige Funkturm am Ufer des Huangpu-Flusses, der die (Innen-) Stadt in zwei Teile teilt, erinnert sehr an seinen kleinen Bruder in Berlin. Die Mannschaft nutzte den verbleibenden Teil dieses Mittwochs zur Besichtigung der Promenade (gegenüber der imposanten Skyline), wo es zum ersten Mal auf dieser Reise richtig nervig wurde: An allen Ecken und Enden versuchten die absolut hemmungslosen Einheimischen, den Besuchern Kitsch, gefälschte Uhren und „alternative Stadtführungen“ anzudrehen. Und auch das mehrfache Verneinen bewegte sie nicht dazu, uns in Ruhe zu lassen. Erst als die ersten Spieler durchdrehten, kamen aus dem nichts (zivile) Ordnungshüter und die „Verkäufer“ ließen von uns ab. Während für die Arminen ein Abendessen im Fernsehturm folgte, versammelte sich die „Grupo Venghaus“ im Hotel, in dem es täglich von 18 bis 20 Uhr Freigetränke gab, was von manchen als Vorbereitung für den restlichen Abend genutzt wurde. Ein Teil der Fantruppe kehrte dann noch in der Shanghaier „Hooters“-Filiale ein, in der, nach den Fotos zu urteilen, leicht bekleidete Chinesinnen Essen und Getränke servierten. Ist schon ein sehr spezieller Geschmack, wenn man auf sowas steht. Sobald (halb-) nacktes Fleisch zu sehen ist, vergessen manche ihr Werte.

Tag 5:
Der fünfte Tag wurde endlich wieder mit einem halbwegs westlichen Frühstück eingeläutet ... man war ja schließlich nicht wegen der Kultur vor Ort, sondern wegen Arminia. Aber an dem Kaffee müsst ihr noch arbeiten. Da schmeckte die Plürre in der DDR zusammen mit dem leichten Braunkohlegeruch, den man immer in der Nase hatte, ja noch besser. Doch regte man sich nicht lange auf, stand doch schon bald der zweite Auftritt unseres DSC in China an.

20.12.07, Freundschaftsspiel: Shenhua Shanghai - DSC 1:1 (Zuschauer: 225/Gäste: 25)
Das Freundschaftsspiel gegen den Ligazweiten der Jahre 2005 und 2006 sollte schon um 14 Uhr angepfiffen werden. Das Interessante an diesem Club ist, dass im laufenden Jahr der Besitzer des Ortsrivalen Shanghai United F.C. die Mehrheit an Shenhua erwarb, die beiden Mannschaften unter dem Namen unseres heutigen Gegners vereinigte, United auflöste und deren Stadion zur neuen Heimstätte des „Fusionsvereins“ machte. Jetzt wird sicher der ein oder andere denken: „Wieder ein Stück Fußballkultur zerstört“. Aber nein, unglaublicherweise war Shanghai United F.C. schon kein natürlich gewachsener Verein. Denn der Ursprungsverein (von 2001) war Dalian Saidelong, beheimatet nordöstlich von Peking (im Norden Chinas), bevor dieser 2003 in den Süden delegiert wurde und unter dem Namen Zhuhai Zhongbang, nun allerdings nahe Hongkong, kickte. Als Krönung wurde dieser Verein dann nur ein Jahr später (mit dem Aufstieg in die erste Liga) nach Shanghai delegiert, wo er unter verschiedenen Namen spielte, bis die oben genannte Vereinigung mit Shenhua vollzogen wurde. Und da sag noch einer, in Deutschland werde Tradition verkauft. Doch zurück zum heutigen Tag. Per Bus ging es zum Trainingsgelände unseres heutigen Gegners, wo das Spiel stattfinden sollte. Dort war jedoch nichts außer gähnender Leere wahrzunehmen, keine Spieler, nichts. Also begnügten wir uns erstmal mit Gruppen- und Erinnerungsfotos, die Fahnen wurde aufgehangen (es handelte sich wenigstens um ein kleines Stadion mit mittelgroßer Tribüne) und nach einer Stunde tauchten zumindest unsere Blauen auf. Als dann der Shenhua-Troß anrückte, war von der Gastfreundschaft, die wir in Wuhan erlebt hatten, nicht viel zu merken. Vielmehr erfuhren wir später, dass der Ligabetrieb pausierte und unser Gastgeber extra für dieses Spiel eine Mannschaft aus Profi-, Ersatz- und Jugendspielern zusammengetrommelt hatte. Wenigstens kümmerten sich die Offiziellen noch darum, dass eigens für die deutschen Gäste Schals und Trikots herangekarrt wurden, die dann zu eindeutig westlichen Preisen erworben werden konnten (ein Schal für 15 Euro). Wir kümmerten uns währenddessen um die Verzierung der Taktiktafel in der Umkleidekabine, andere besorgten Getränke für die anstehenden 90 Minuten. Eigentlich gute Voraussetzungen: Keine der beiden Mannschaften war wirklich motiviert heute Fußball zu spielen, aber zumindest gaben sie sich in der Folge Mühe, sich dies nicht anmerken zu lassen. Ein paar Fans von Shenhua tauchten auch noch auf (dass die das im Umzugsstress der letzten Jahre überhaupt noch geschafft haben). Zwei Mädels mit dänischen Nationaltrikots waren sogar nur wegen Kamper vor Ort ... und der war sich nicht zu schade, ihnen nach dem Spiel auch noch ausgiebig Zeit zu widmen. Bei allem unnötigen Spielerkult unterscheidet eben das „gute“ von „schlechten“ Spielern. Jonas ist eindeutig ein Guter! Mit ein bisschen Singsang, einem gemeinsamen Gruppenfoto mit Mannschaft, Offiziellen und allen Fans sowie zumindest vorsichtigen Verbrüderungsszenen mit den Heimfans ging dieses Spiel zu Ende und wir konnten wieder zurück in die Stadt fahren.
Dort trennten sich nach dem „18 bis 20 Uhr-Gelage“ die Wege der Mitreisenden. Eine größere Gruppe jedoch entschied sich für eine einstündige Fahrt auf dem Huangpu-Fluss vorbei an der beleuchteten Skyline der Stadt. Eine Maßnahme, die wir nicht bereuen sollten ... und zum Abschluss fand noch ein viertelstündiges Feuerwerk auf dem Fluss (!) statt. Absolut imposant. Touri-Herz, was willst Du mehr? Und auch die Frauen flogen wieder auf dicke Bäuche, oder besser gesagt auf den von Bäcker, der uns (das muss nochmal betont werden) die ganze Woche so dermaßen gut unterhielt, dass wir nie missmutig oder gar schlecht gelaunt wurden – egal wie stressig es gerade war. Erstaunlich auch, wie er sich immer wieder ohne jegliche Fremdsprachenkenntnisse durch China schlug (verbal! War er schließlich doch der „Deeskalierer“, nicht wahr?). Aber wie heißt es so schön: Ein Mann, ein Wort.

Tag 6:
Zum letzten Mal aufwachen in der Volksrepublik. Heute stand noch einmal Sehenswürdigkeitengucken an. Zuerst ging es mit allen in einen buddhistischen Tempel, in dem wir lernten, dass nur etwa zehn Prozent der Chinesen dieser Religion (natürlich bedingt durch Maos Kulturrevolution und dem damit verbundenen Auslöschen von Chinas religiösen Traditionen) anhängen. Darüberhinaus wurde deutlich, dass buddhistische Mönche auf Hakenkreuze stehen. Gut, sie sind spiegelverkehrt, aber als Deutscher stutzt man dann doch im ersten Moment. Nach dem anschließenden eher sinnlosen - weil auf Tourifang ausgelegten - Besuch einer Seidenspinnerei, dem Erklimmen des Fernsehturms und dem Mittagessen bei einem Mongolen entschieden wir uns mehrheitlich gegen weitere Exkursionen und für eine Rückkehr ins Hotel, was uns entgegen kam, mussten wir doch noch packen und gegen 19 Uhr per Taxi Richtung Flughafen aufbrechen. Gesagt, getan. Die Reise sollte ursprünglich für alle an diesem Freitag enden, allerdings entschieden sich 21 von 25 Mitfahrern für eine eintägige Verlängerung. Wir blieben dabei, schon heute abzureisen, und zweifelten auch jetzt unsere Entscheidung nicht an. Es war genug, wir waren durch. Zwei Drittel der BB-Abordnung machte sich dann also auf den Weg. Mit Taxi und Transrapid ging es zum Flughafen, wo Taxe noch einen kurzzeitigen Herzinfarkt erlitt, hieß er doch plötzlich Spenger und sollte nicht mitfliegen können. Da wurde wohl der falsche für den Freitagsflug gemeldet. Aber nach vielen Diskussionen ließ sich auch dieses Problem lösen und kurz vor Mitternacht saßen wir im Flieger gen Heimat. Der Rückflug nach Frankfurt dauerte zwölf Stunden. Pünktlich und sogar mit ein oder zwei Stunden Schlaf landeten wir auf vertrautem Territorium ... endlich! Und sogar der ICE gen Köln wurde noch erreicht, wodurch der Höhepunkt in Duisburg (beim Umsteigen) auf mich wartete: Ein kurzer Besuch bei „Dunkin Donuts“, endlich wieder richtiger Kaffee und was Süßes, das hatten wir uns verdient. Um halb zehn stiegen wir am Bielefelder Bahnhof aus und freuten uns ob der endlich wieder schlechtgelaunten Leute, die uns umgaben. Sechs Tage nette, lächelnde Chinesen, das war eindeutig zuviel für uns gebürtige Ostwestfalen.

10.09.2006: SC Pfullendorf – DSC 2:1 (Pokal)

Das Losglück bescherte uns auch in der Pokalsaison 06-07 ein Reise in unbekanntes Fußballland. Da die Nähe Pfullendorfs zum Bodensee förmlich zu einem netten, kleinen Wochenendausflug einlud, buchten wir uns direkt nach der Auslosung in eines der wenigen Gästehäuser ein. Am Vortag des Spiels traten sechs unserer Mitglieder die Reise im legendären BOYSmoBil an. Damals ahnten wir noch nicht, dass es leider die letzte Tour unseres treuen Gefährts werden sollte. Am Zielort angekommen, machten wir direkt die Bekanntschaft des Hotelmanagers (der ganz nebenbei auch im Vorstand des SC Pfullendorf tätig war). Gewissermaßen also ein hochoffizieller Empfang. Nachdem wir den Nachmittag und den frühen Abend noch zur Nahrungsaufnahme und geistigen Zerstreuung nutzten, ging es abends dann „in die Vollen“. Die spärliche Gastronomielandschaft führte uns alsbald in eine kleine Spielunke, die wir mit den wenigen anderen bereits angereisten Bielefeldern auch so schnell nicht verlassen sollten. Der kneipeneigene DJ begrüßte uns ebenfalls ganz offiziell durch eine kleine Ansprache (sehr höflich die Pfullendorfer) und legte darüber hinaus nur die absolut heißesten Scheiben auf den Plattenteller. Nachdem die Bedienung eingenordet war, durften wir im Verlauf des Abends bzw. das Mischverhältnis unserer Getränke selbst bestimmen und es entwickelte sich eine gepflegte Feier. Mitten in der Nacht zogen wir dann noch mehr oder weniger ziellos durch die Fußgängerzone und fanden vollkommen unerwartet eine Diskothek, die auch direkt betreten wurde. Da auf Dauer aber weder unsere Karaoke- noch unsere Dartkünste überzeugen konnten, lagen irgendwie und irgendwann alle in ihren Betten. Der nächste Tag begann (gegen Mittag) mit einem Abstecher zum Bodensee. Dort war bei etwas Eis mit Sahne jedoch einfach nur Ausruhen angesagt. Und schließlich sollte dann auch noch Fussball gespielt werden. Dies geschah (aus unserer Sicht) mehr als gruselig und am Ende stand es tatsächlich 1:2 gegen uns. Die circa 200 Bielefelder waren deswegen mehrheitlich so verstimmt, dass sie versuchten den Mannschaftsbus an seiner Abfahrt zu hindern. Erst als es bereits dämmerte, fuhren sowohl Spieler als auch Fans wieder in Richtung Ostwestfalen. Sportlich grausam, aber dennoch ein fantastisches Wochenende.

01.09.2006: Preussen Münster – DSC II 2:1

Auch dieses Spiel zählt sicherlich zu einem der prägendsten in der Geschichte der BOYS Bielefeld – trotz oder beziehungsweise gerade wegen der doppelten Niederlage an diesem Tage. Doppelte Niederlage, da zum einen unsere Mannschaft eine sportliche Pleite einstecken musste und zum anderen, da die durch Münsteraner gestohlene „BOYS“-Fahne an diesem Tag nicht nur in des Gegners Block präsentiert, sondern darüber hinaus auch vor unseren Augen verbrannt wurde. Kurz vor Anpfiff der zweiten Halbzeit stiegen im Heimsektor Rauchsäulen in den Münsteraner Vereinsfarben auf und im Schutze dieses Rauchs wurden sowohl die besagte BOYS-Fahne als auch die „Ultras LEV - Sektion Bielefeld“- Fahne in Brand gesteckt. Im Zuge der dadurch sehr emotional aufgeladenen Stimmung im Gästebereich wurde auch hier eine große Rauchwolke in den Himmel gepustet, Bengalfackeln entzündet und bereits im Block kam es zu einzelnen Scharmützeln zwischen Arminia-Anhängern (oder solchen, die es werden wollen) und Polizeibeamten. Diese Tumulte setzten sich auch nach dem Spiel noch am Bahnhof fort. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Schlagstockeinsatz auf die erhitzten Bielefelder Gemüter. Die Diskussion über gewalttätige Fußballfans auf der einen und einen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz auf der anderen Seite beschäftigte in den nächsten Tagen die Fanszene, den Verein und auch die lokalen Medien.

11.04.2006: Eintracht Frankfurt – DSC 1:0 (Pokal)

Nie zuvor wäre es so einfach gewesen: Ein Sieg bei den Hessen, im Finale gegen den FC Bayern und Arminia hätte international gespielt. Doch viel zu oft hatte uns der Verein schon enttäuscht, und so ist das Gefühl, mit dem wir nach Frankfurt fuhren, mit Hoffnung noch viel zu positiv umschrieben. Dabei war die Grundlage gelegt: Nur drei Tage zuvor hatte unser DSC zuhause gegen eben diese Eintracht gewonnen und ein Sonderzug brachte die weniger pessimistischen Arminia-Anhänger ins Waldstadion. Doch vielen sollte ihr persönliches Event (darum ging es doch, oder ?) verwehrt bleiben. Schon kurz nach Spielbeginn merkte man, dass kaum einer der Spieler wirklich verstand, worum es hier und heute ging. Und so fuhren wir, wie so oft, mit leeren Händen nach Hause ... den Klang der feiernden Heimfans noch in den Ohren.
Und die nächste Chance? Vielleicht kommt sie nicht mehr in diesem Leben, vielleicht schneller, als wir alle denken. Aber eins ist gewiss: Der Glaube, dass sie dann genutzt wird, wird bei uns nicht viel größer sein. Aber vielleicht streifen eines Tages auch wieder mehr Spieler das Trikot eines e.V. (und eben nicht einer KGaA) über, denen das etwas bedeutet.

04.02.2006: Hamburger SV – DSC 2:1

Spiele in Hamburg haben für manche etwas magisches, für andere wiederum sind sie nur ein nicht allzu weites Auswärtsspiel, zu dem man gut per Auto reisen kann. Da "Mensch" (der musste jetzt sein) auch und gerade im Alter noch lernfähig sein sollte, ließ man sich also darauf ein und fuhr einen Tag eher gen Hansestadt. Die abendliche und später auch nächtliche Feierlichkeit in der "Tankstelle" war dann erneut eine mit guter Bielefelder Besatzung; qualitativ und quantitativ. Natürlich wurde der "Künstler des Abends" aus Sicherheitsgründen selber aus Ostwestfalen mitgebracht ... und bekam Rundum-Betreuung. So wurde die Laune der Anwesenden von Auftritt zu Auftritt besser und am nächsten Tag konnte man das von Spielen in HH gewohnte Bild endlich ein wenig nachvollziehen: Die meisten (Szene-) Leutchen im Block sahen recht angeschlagen aus. Die Magie fehlte aber immer noch ...

13.04.2005: Hertha BSC II – DSC II 6:0

Es gibt Spiele, die darf man nicht verlieren. Wenn solche Vergleiche dann mit 0:6 enden ist etwas faul. Nach der unwürdigen Entlassung des einzig wahren Amateuretrainers, unseres roten Barons, installierte der Cheftrainer der Profis zwei Marionetten, die unsere Nachwuchskicker geradewegs ins fussballerische Desaster führten. Während "die Kleinen" in der ersten Saisonhälfte freiwillig ins kalte Wasser Regionalliga sprangen, weil der Trainer vorangesprungen war, stießen die beiden Nachfolger, die viele an Karikaturen erinnerten, unsere Jungs einfach aus dem Fenster eines Wolkenkratzers. Der Aufprall war tödlich ... und die sportliche Leitung des Vereins schaute nur zu, oder genauer: weg!
An diesem Mittwoch Abend fand der Vergleich der beiden Bundesliga-Nachwuchsmannschaften schon zum zweiten Mal statt, denn der Schiedsrichter der ersten Partie war in die im Herbst bekannt gewordenen Manipulationen seitens der Unparteiischen verwickelt und hatte sich für das Hinspiel und dessen Ausgang bezahlen lassen. So bekamen unsere kleinen Arminen eine zweite, letzte Chance ... und ließen sich hinrichten. Vielleicht hatten aber die meisten Spieler schon nach der Winterpause nach neuen Vereinen gesucht, da sie ahnten, dass der Verein die beiden Trainer trotz der sich abzeichnenden Misere auch in der nächsten Spielzeit noch beschäftigen wollte. "Armseelig" dachten wohl auch die meisten der knapp 20 Mitgereisten.

06.06.2004: DSC II – Eintracht Rheine 8:0

Nach dem Aufstieg der Profis sollten die Amateure etwas vollbringen, wo erstens keiner mit gerechnet hatte, was zweitens vom Verein gar nicht geplant war und drittens alles bisher Dagewesene übertreffen sollte: Unsere „Kleinen“ in der Regionalliga! Doch zwischen uns und diesem Traum stand dieses letzte Spiel; Ausgangslage: 1. VfL Bochum U23 (59 Punkte, +25 Tore), 2. unsere U23 (59 Punkte, +22 Tore). Doch wir hatten einen entscheidenden Vorteil: Mit Maik Walpurgis als Trainer hatten wir DEN Motivator schlechthin!!! Und was in den folgenden 90 Minuten passierte war so unglaublich, dass die Bochumer, mit denen man sich telefonisch austauschen wollte, um immer aktuell informiert zu sein, einem unterstellten, man wolle sie verarschen. Tor um Tor kämpften sich unsere Amateure in die Regionalliga. Weniger ein Spiel, mehr ein Rausch und nach dem Abpfiff der ehrlichste Jubel, den eine Mannschaft des DSC Arminia jemals gezeigt hatte (zumindest seit Beginn der 90er). Eine tolle Saison (zumindest bis zum zwangsweisen Ausscheiden unseres „Roten Barons“) stand uns bevor, vielleicht die schönste Zeit unseres Fanlebens überhaupt.

14.03.2004: Wacker Burghausen – DSC 0:1

Es gibt langweilige Spiele und ein erstmaliges Antreten in Burghausen. Bereits am Tag vor dem Vergleich tummelten sich über 100 Bielefelder in der kleinen Stadt an der österreichischen Grenze, und nachdem der Nachmittag eher gemütlich (in der HK-Bar) verbracht worden war, zog der Pöbel gegen Abend los, um die Stadt zu erkunden. Leider hielt sich das gastronomische Angebot in überschaubaren Grenzen, aber halt, da war ja noch die Abi-Feier (oder so) in einem Jugendclub. Dem Charme der etwa 50 einströmenden Ostwestfalen konnten sich die Jungschen nicht erwehren, und so bestimmte schwarz-weiss-blau nicht nur bald die Musik, sondern kümmerte sich auch aufopferungsvoll um die Einlassregelung bzw. Kasse. Des Nachts flogen dezent einige Leuchtfeuer durch die Stadt und in einer urigen Kneipe traf sich der harte Kern der letzten 30 Jahre. „So jung komm wir nicht mehr zusammen“ und als dann auch noch Foest zum Vorsänger wurde, hatte man das Gefühl, doch „irgendwie, irgendwer zu sein“. Trotz der ganzen Niederschläge gab es einen kleinen Haufen Gestörter, denen dieser Verein wichtig war und hier waren sie versammelt, im Wissen, dass der Kampf gegen die Eventgucker in den nächsten Jahren verloren werden würde. Spätestens mit dem bevorstehenden Aufstieg sollten wieder Sabbatjahre auf uns zukommen. Doch das war an diesem Abend egal. Am nächsten Nachmittag stand ein ziemlich zerstörter Haufen im Gästeblock herum und keiner hatte wirklich Lust auf die achtstündige Heimfahrt. Ergo: Beim nächsten Mal sollte man zwei Übernachtungen einplanen.

19.09.2003: Jahn Regensburg – DSC 1:2

Es war Freitag, es ging weit weg von zuhause und die Vorfreude war groß. Nach gefühlten zehn Stunden Zugfahrt mit ganz viel Götterspeise empfing uns ein Stadion mit Charme, wo es noch Spaß macht, Fussball zu gucken. Nach Spielende, und einem kurzen, positiven Kontakt mit den Spielern in unserem Trikot, ging es zum Ausgang, wo einige Regensburger auf uns warteten um uns zu fragen, ob .... wir noch Lust hätten, mit ihnen ein wenig durch die Stadt zu ziehen. Genau, es geht auch anders! Schon nach der oberflächlichen Begutachtung der Stadt wurde erneut eine Sache traurige Realität, die einen seit Jahren verfolgt: Man hat einfach nicht genug Zeit, wenn man auswärts fährt. Dennoch: Bis Abfahrt unseres Zuges war noch genug Zeit, um eben diese mit den netten Gastgebern zu verbringen, und ganz nebenbei war auch noch Besuch aus Lautern anwesend. Über das, was sich auf der Rückfahrt im Zug abspielte wissen ja alle Bescheid, die Bescheid wissen müssen. Womit wir hier an einem abrupten Ende wären.

17.05.2003: Hansa Rostock – DSC 3:0

700 Bielefelder klammerten sich wie so oft an einen Strohhalm, der eigentlich keiner mehr war und hofften in der Ferne Punkte gegen den Abstieg aufsammeln zu können. Nach dem Abpfiff war klar: Es war (mal wieder) so gut wie aus. Massive verbale Unmutsäußerungen gegen die eigene Mannschaft waren die Folge, in Teilen sicherlich übertrieben und doch verständlich. Dann die Rückfahrt: Beim Verlassen des Rostocker Bahnhofs herrschte in unserem mit eigentlichen allen Leute aus der engeren Fanszene besetzten Abteil Totenstille, bis ein Taxifahrer plötzlich meinte „Jetzt ist es doch auch egal, nächstes Jahr fahren wir doch eh wieder, egal in welcher Liga!“, woraufhin die übelste Party der letzten Jahre beginnen sollte. Selbst unsere Zivis schauten nur noch von weitem in das Großraumabteil, um dann möglichst schnell das Weite zu suchen. Warum auch immer: Wenn alles vorbei ist oder zu sein scheint, kommt der Ostwestfale erst richtig aus sich heraus. Vermutlich, weil dann endlich sein Pessimismus bestätigt und er endlich „frei“ ist.

19.04.2003: 1. FC Nürnberg – DSC 0:0

Eigentlich waren die Lautrer schuld! Zumindest am Zustand einiger BOYS, als diese am Samstagmorgen den Bus gen Nürnberg bestiegen. Getreu dem Motto „tu mal lieba die möhrchen“ herrschte heute eindeutig Style-Alarm unsererseits, aber es war ja für einen guten Zweck ... nämlich der Entgiftung der deutschen Ultraszenen. So wurde es eine klasse Hinfahrt mit etwas Tiefgang und die Busbesatzung wertete den mit 300 Arminen befüllten Gästeblock nicht nur optisch auf. Allerdings, und soviel Ehrlichkeit muss sein, was die Nürnberger heute boten war Unterstützung auf ganz hohem Niveau. Respekt. Nach Abpfiff musste nur noch die auf das kleinste Fehlverhalten wartende Polizei abgeschüttelt werden, bevor sich alle Anwesenden wieder ihrer eigentlichen Bestimmung widmen konnten: Wichtig ist was wir draus machen. Und diese Absicht endete nach ihrer 100%tigen Umsetzung mit einigen erschöpften Leibern des Nachts irgendwo in Bielefeld.

08.03.2003: Schalke 04 – DSC 1:1

Wer hätte gedacht, dass die Hauptattraktion dieses Spieltags bereits am Abend zuvor in der glorreichen „Glück-Auf-Kampfbahn“ stattfinden sollte? Genau dort traf sich die „Maria Crew“, unterstützt von einem Kölner ... und für später waren auch diverse Franken angekündigt, die sicherlich schon der Bestätigung ihrer Vorurteile gegenüber Bielefeldern entgegenfieberten. Und was hilft es da, wenn unsererseits die gute alte Janis Joplin mitgeschleift wird, wenn Kirsche selber dieses Ablenkungsmanöver durch den Beweis guten Musikgeschmacks zunichte macht? Im Ergebnis folgendes: Die Tribüne war beschmutzt, Nürnberg ging ganz schnell wieder, nächtliche Straßenbahnen sind gefährlich und es gab mindestens eine handvoll Personen, die am nächsten Tag gar nicht im Stadion sein wollten. Und das Spiel? Ja, das fand trotzdem statt.

14.12.2002: Hannover 96 – DSC 0:0

Hui! 5000 Bielefelder bei einem Auswärtsspiel. Was war passiert? Arminia auf den Weg in den UEFA-Cup? Nein, es war einfach nur nah und einfach erreichbar. Unsere Reisegruppe nutzte natürlich die Gelegenheit, eine paar Hannoveraner Freunde zu besuchen, was zunächst auf dem Weihnachtsmarkt und später in diversen Lokalitäten der Landeshauptstadt endete. Höhepunkt des Tages war aber unser Torwart Dennis, der Mitte der zweiten Halbzeit plötzlich im Gästeblock auftauchte, sich das Megaphon schnappte und den Block mal endlich dazu brachte, das zu zeigen, was er zu leisten vermag. Muss denn immer erst ein Profi kommen? Nein, ein BOY reicht scheinbar auch.

17.08.2002: Bayern München – DSC 6:2

Als Tabellenführer zu den Bayern – auch nicht schlecht. Dass es dann natürlich gleich eine massive Niederlage hageln sollte, war dem eingefleischten Arminen irgendwie klar. Dennoch fanden sich knapp 1000 Bielefelder ein ... und ein paar ungarische Freunde aus Derbrecen mit denen wir den Vormittag in der bayrischen Landeshauptstadt verbrachten. Dass uns der sportliche Ausgang des Spiels nicht ganz aus der Fassung brachte, lag unter anderem daran, dass bis zur Rückfahrt des Sonderzugs noch soviel Zeit war, dass die schlechte Laune in eine eher gute umfunktioniert werden konnte. Dass dies bei manchem „1.-Liga-Arminia-Fan“ natürlich wieder in ein unangenehmes Extrem ausartete war logisch und nervte den kleinen Haufen, dem die Ligazugehörigkeit weniger wichtig ist. Sie kommen und gehen ... aber nerven tun sie fast immer.

17.09.2001: Eintracht Frankfurt – DSC 0:2

Puh, es gibt auch nervige Spiele. Die Frankfurter Führungskräfte hatten wohl ihren Nachwuchs kurzzeitig aus den Augen gelassen, woraufhin diese tief in die Vorurteils- und vor allem Klischeeultrakiste griffen und uns einen unterhaltsamen Abend boten. Den indiskutablen 150 Bielefeldern wurden somit gleich mehrere Akte in einem Drama geboten, welches erst im Nachhinein richtig einzuordnen war (von beiden Seiten). Die persönlichen Angriffe („Hallo SegelMohr“) wurden gekrönt von einem Spruchband gegen eine Strassenumbenennung in Bielefeld, zu welcher sogar wir erst unseren Straßenkämpfer befragen mussten. Hauptsache eine handvoll Leute haben sich nach dem heutigen Abend beim Blick in den Spiegel als Gutmensch gefühlt und konnten für wenige Minuten ihrem armseeligen Leben als Projektion einer bis zur Selbstaufgabe schuldigen Gesellschaft entfliehen. Wir gratulieren und fühlen uns geehrt. Wann hatte es eine so kleine und ehrlicherweise unbedeutende Szene zuvor geschafft, soviel Aufmerksamkeit zu bekommen?

13.05.2001: Chemnitzer FC – DSC 1:0

Es hätte so schön werden können, nicht nur sportlich. Am vorletzten Spieltag brauchte der DSC noch einen Punkt, um den Sturz in die dritte Liga abzuwenden und 400 Arminen wollten dabei sein. Der Großteil reiste per Sonderzug an, viele in Hawaii-Hemden ... eine Art Mottofahrt also. Mit Schlauchboot, Taucherbrillen, Schnorcheln usw. ging es zum Stadion, alles friedlich, alle gut gelaunt. Durch den negativen Ausgang des Spiels und des indiskutablen Auftretens der Mannschaft relativ gesprächsbedürftig machten sich rund 50 Bielefelder auf zum Mannschaftsbus, der in einem umzäumten, aber nicht abgesperrten Bereich direkt neben dem Gästeblock stand. Als die Gruppe an den verdutzten aber auch machtlosen Ordnern vorbeiging kam aus dem Nichts die Chemnitzer „Beweisssicherungs- und Festnahmeeinheit“, die rücksichtslos auf alles einschlug, was aus Bielefeld kam (wohlgemerkt: Ohne Vorwahrnung). Doch damit nicht genug: Verletzten wurde medizinische Hilfe verwehrt, einem Bewußtlosen ins Gesicht getreten und selbst die Bielefelder Zivilbeamten mussten fürchten körperlicher Züchtigung ausgesetzt zu werden. Auf dem Rückweg zum Bahnhof wurde seitens der Beamten von hinten in Frauen und Kinder mit dem Schlagstock reingeprügelt, wenn erstere meinten, diese würden nicht schnell genug gehen. Im Sonderzug herrschte dann eine bittere Atmosphäre: Unsere völlig friedliche Fanszene war Opfer, viele Fans einfach nur geschockt. Die nächsten Wochen folgten Schriftwechsel zwischen Verein, Polizei, Fanprojekt und Chemnitzer Einsatzleitung, wobei letztere das Bild eines hoch aggressiven „Mobs“ aus Bielefeld zu erzeugen versuchte. Am Ende kam es zur Gerichtsverhandlung gegen den Polizisten, der einem von uns bewußtlos am Boden liegend ins Gesicht getreten hatte. Trotz Fotos und Zeugen, erstere waren in Chemnitz mehrfach „nicht mehr auffindbar“ (irgendwann wollten sie dann die Negative – aber wir sind ja nicht doof!), und Polizisten, die sogar im Gerichtsgebäude versuchten Personen einzuschüchtern, reichten die Beweise nicht für eine Verurteilung. Diesen Spieltag konnte auch der eine Woche später bewerkstelligte Klassenerhalt nicht wieder gut machen. Zu tief saß die Enttäuschung über das Auftreten der Chemnitzer Polizei.

07.01.2001: Werder Bremen – DSC 2:2 (Freundschaftsspiel)

Der Kunstrasenplatz neben dem „Weserstadion“, auf dem dieses Freundschaftsspiel stattfand, war rundherum von einem hohen Zaun umgeben, an welchem die knapp 2000 Zuschauer bei unserer Ankunft schon in Zweierreihen stand, um irgendwie einen Blick auf das Spielfeld werfen zu können. Nichts für uns also. Erschwerend kam dann noch hinzu, dass die anwesenden Bremer Ultras nicht nur herumzündelten und fototechnisch optimale Situationen herbeiführten, sondern auch noch ihren Willen demonstrierten, uns an die Wäsche zu wollen. So hingen wir unsere Fahnen dann so auf, dass ihnen der Blick auf uns verwehrt wurde und wir unsere Ruhe hatten. Erstmal. Zur zweiten Halbzeit suchten sich die anwesenden 30 Bielefelder einen netten, aussichtsvollen Platz auf dem Deich, womit man zumindest gefühlt über den Dingen schwebte und mehr oder weniger unantastbar wurde. Auf der Rückfahrt wurde der Geiz eines BY dann zum unterhaltsamen Faktor ... was manche Menschen für 7,23 DM doch alles machen.

12.12.2000: 1. FC Saarbrücken – DSC 0:1

Im Jahr 1985 musste der DSC die Bundesliga verlassen, nachdem er in der Relegation dem 1. FC Saarbrücken (als Drittplatzierten der zweiten Liga) unterlegen war. Grund genug für unsere Fanszene eine Busfahrt für 19,85 DM anzubieten, zu welcher aber nur der Zutritt hatte, wer kleidungstechnisch in eben jene Zeit passte. Also waren moderne Klamotten verboten, alle liefen mit alten Trikots, Schals etc. auf. Ein schöner Anblick, als wir in Saarbrücken den Bus verließen. Die Beamten vor Ort waren etwas ratlos, wann denn nun die bösen Fans anreisen würden. Im Block verhielten wir uns dann auch ganz der Zeit entsprechend und auch die Polizei leistete ihren Beitrag zu unserer Mottofahrt, indem sie zur Abfahrt noch mal in unsere Busbesatzung reinknüppelte. Wohl nur, um uns ein Gefühl für die damalige Zeit zu geben ... oder ?

29.11.1998: FC Gütersloh – DSC 0:2

Das erste ostwestfälische Derby im Profifussball hatte eine interessante Vorgeschichte: Zuerst wollte uns der FCG netterweise 4000 Karten zur Verfügung stellen, zum noch netteren Preis von 35 DM pro Stehplatz (ein „Topzuschlag“ von 19 DM!). Als es dann Beschwerden von Seiten des DSC hagelte, wurde der Topzuschlag zurückgenommen, aber es gab plötzlich nur noch 1200 Karten (was den üblichen 10% entspricht). Pech für den FC Gütersloh: Letztlich waren mehr als 6000 Bielefelder im Stadion und diese erlebten nicht nur eine nette Choreographie sondern auch noch den Sieg ohne Gegentor unserer Arminen. Stimmungstechnisch war das ganze dann schon als Heimspiel ohne wenn und aber zu bezeichnen. So soll es sein.

28.06.1997: Groclin Dyskobolia – DSC 1:4 (Freundschaftsspiel)

Freundschaftsspiel in Polen, mal etwas anderes. Insgesamt elf Bielefelder (ein Bulli, ein Auto) machten sich auf den Weg gen Nachbarland. Durch drei Aufstiege in Folge hatte das 12 000 Einwohner zählende Dörfchen plötzlich einen Erstligisten, wobei nur jeder fünfte von ihnen ins Stadion gehen könnte, mehr passen nicht hinein. Die Mannschaft war per Flieger angereist und interessierte sich einfach mal gar nicht für irgendwelche anwesenden Fans, auch schön. Die örtliche Dorfjugend hatte zum Glück auch kein Problem mit uns, obwohl unsere Fahnen in ihrem Block hingen. Ist doch auch mal schön, wenn kein Ärger ist. Während einige DSC-Spieler uns nach Abpfiff noch Autogramme geben wollten, und sie nicht verstanden, dass ein einfaches „Danke“ bei ihrer Ankunft schon mehr als genug gewesen wäre, verabschiedete sich die Autobesatzung in ihre „Pension“ und wir brachten die elfstündige Rückfahrt hinter uns. Irgendwie hatten sich alle etwas mehr versprochen, aber so blieb es letztlich nur ein „Pflichttermin“.

02.06.1996: VfL Bochum – DSC 2:0

Waren es sieben Monate zuvor noch 75 Bielefelder, die ihre Arminia auswärts nach Chemnitz begleiteten, verirrten sich ins Bochumer „Ruhrstadion“ zum vermeintlichen Aufstiegsspiel sage und schreibe 8000 selbsternannte Arminen. Der DSC war „in“ und kritische Rückfragen über die Jahre in der Oberliga waren nicht erwünscht (bzw. viele wussten gar nichts von dieser Zeit). Wie dem auch sei: Auch die Niederlage reichte zum Durchmarsch in Liga 1 – und die Bochumer Polizei verging sich sozusagen präventiv noch an zahlreichen Arminen, die ihrer Freude freien Lauf lassen wollten. Mehrere Verletzte waren die Folge und vor dem Stadion folgten weitere, zum Teil mit, zum Teil ohne Einwirkung der Beamten. Nun ging es also in die Bundesliga und unsere Fanszene war nicht mehr so, wie wir sie kennen gelernt hatten. Überall sprossen vermeintliche „DSC-Fans“ aus dem Boden und unterwanderten das, was uns am Herzen lag. Es sollten schwere Jahre vor uns liegen.

28.05.1995: Borussia Neunkirchen – DSC 0:4

D-Day: Nur noch 90 Minuten trennten die 800 Mitgereisten Bielefelder vom Aufstieg. RW Essen hatten zwei Wochen zuvor ausgerechnet bei Preussen Münster verloren, der Weg war also frei. Mit etwa 10 Bussen und zahllosen Autos ging es gen Saarland, um den Sack endlich zu zu machen. Die unglaubliche Anspannung wich aufgrund der sportlichen Überlegenheit schon bald einem ungläubigen Gefühl ob es wirklich wahr sein könnte: Nach sieben Spielzeiten in der gefühlten Bedeutungslosigkeit klopften wir an die Tür des Profifussballs. Und tatsächlich, um 16.50 Uhr war es soweit: Abpfiff – der Rest ist Geschichte und setzte sich bis in die späte Nacht in der Bielefelder Innenstadt fort. Wir waren wieder da!

31.03.1995: Preussen Münster – DSC 1:2

Wie schrieb das „Um halb Vier war die Welt noch in Ordnung“ damals so schön: „Der erotische Höhepunkt der Saison“ und der WDR kommentierte: „Nein, das ist nicht das Mailänder San Siro, sondern das Münsteraner Preussenstadion ... fest in Bielefelder Hand“. Von den 4500 Zuschauern hielten knapp 90% zu unserer Arminia, eine solche Invasion hatte es wohl noch nie gegeben. Selbst die Stadionzeitung „Alm-Post“ erschien mit einer Sonderausgabe zu diesem Auswärtsspiel! Nun, was allerdings die sportlichen Erfolgsaussichten anging, war jeder Angereiste mehr als kritisch. Bis auf das Hinspiel (1:1) hatte Arminia bedenklich oft mit 3:0 verloren – egal ob zuhause oder auswärts. Doch an diesem Abend sollte alles anders kommen. Nach dem Sieg wurde den ersten schlagartig bewußt, dass unser Verein in der nächsten Saison erstmals seit 1988 wieder in der (2.) Bundesliga spielen könnte.

21.10.1994: Alemannia Aachen – DSC 1:2

Freitagabend auf dem Tivoli! Das war besser als erste Liga! Tolle Stimmung vor insgesamt 7000 Zuschauern, wovon knapp 400 aus Bielefeld angereist waren und die Einwechslung eines Sportinvaliden (Thomas Stratos) sahen, der von Rüdiger Lamm kurzerhand wieder „freigekauft“ worden war. Der Torjubel zum späten 2:1, welchen man sich Tags drauf noch mal im WDR ansehen konnte, war jedenfalls einer der emotionalsten aller Zeiten. Den konnte auch die im wahrsten Sinne des Wortes „reizende“ Behandlung seitens der Aachener Polizei nach dem Spiel nicht mehr trüben. So langsam ahnten wir, was einem in den langen Jahren der Oberliga Westfalen entgangen war.

20.08.1994: RW Essen – DSC 1:0

Das zweite Auswärtsspiel in der neu geschaffenen Regionalliga West-Südwest ... und was für eins. Zum ersten Mal nach (gefühlten) 20 Jahren fuhr wieder ein Sonderzug und als dessen Besatzung am Georg-Melches-Stadion lautstark ankam, bekamen nicht wenig schon im Stadion befindliche Arminen eine Gänsehaut. Irgendwie war da das Gefühl „Wir sind wieder da“, nachdem man sich in den letzten Jahren auf Spiele in Verl, Gütersloh und Herne freuen musste. 10000 Zuschauer im weiten Rund, davon rund ein Viertel aus Bielefeld. Der guten Stimmung über fast 90 Minuten folgte ein Polizeieinsatz (man kannte Trennzäume ja noch nicht so richtig) und eine Niederlage unserer Mannschaft. Wenige Tage später musste dann Trainer Sidka gehen und wurde durch Ernst M. „zum zweiten“ ersetzt.